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Planarien im Aquarium: Was nun?

von | 8. Jun, 2022

Von ihnen hat wohl jeder Aquaristik-Enthusiast schon Horrorgeschichten gehört: Planarien. Ob sie die Eier fressen und so deine Population altern lassen oder deine Schnecken und Garnelen direkt angreifen, haben will sie niemand. Wir sprechen heute einmal über diese Würmer, erklären dir, wie du Planarien erkennen und bekämpfen kannst und wie du auch die hartnäckigen Eier loswirst.

Planarien erkennen

Bevor wir uns damit beschäftigen, wie du die gemeinen Biester loswirst, sollten wir sicher sein, dass du auch wirklich unter einem solchen Befall leidest. Oft diagnostiziert man sie nämlich fehl und in Wirklichkeit hast du ganz andere Würmer im Wasser. Damit dir das nicht passiert, haben wir hier die Merkmale, an denen du die Planarie erkennst.

  • Der dreieckige Kopf: Mythos oder klares Merkmal?

Viele glauben, dass jeder kleine Wurm, der einen dreieckigen Kopf hat, eine Planarie sein muss. Außerdem glauben viele, dass alles, was spitz zu läuft, ebenfalls als dreieckig gilt. Das ist leider so nicht ganz richtig. Nicht jede Planarien-Art hat einen dreieckigen Kopf. Aber: Wenn du Würmer siehst, die einen pfeilspitzenartigen Kopf haben, ist es sicher eine Planarie.

  • Würmer sind nicht immer rund!

Die Tricladida, wie Planarien wissenschaftlich heißen, sind nämlich platt. Die Würmer sind flach geformt und wesentlich breiter, als man es proportional zur Länge erwarten würde. Außerdem sind sie extrem gelenkig und wendig. So können sich die platten Biester zum Beispiel in Schneckenhäuser quetschen, wo sie dann als blinde Passagiere in dein Aquarium kommen.

  • Augenflecken, Schlund und Darm

Sichere Merkmale, anhand derer du die Tricladida erkennen kannst, siehst du gegen das Licht in ihren Körpern. So erkennst du im Kopf immer zwei Augenflecken. Diese sind nicht nur dekorativ, sondern helfen den Würmern, zwischen hell und dunkel zu unterscheiden. Der Schlund, den man ja vielleicht in Kopfnähe vermuten würde, findest du in der Körpermitte des Wurms. Er ist ein heller Fleck in dem hellen bis braunen Körper und lässt sich zur Nahrungsaufnahme aufstülpen.

Der Darm hingegen führt Y-förmig mit einem Strang in Richtung Kopf und mit zwei Strängen nach hinten. Gerade, wenn die Planarie etwas Färbendes gefressen hat, erkennst du den verästelten Darmtrakt sehr deutlich.

  • Fortbewegung

Planarien können nicht wirklich schwimmen. Sie gleiten eher wie Schnecken. Wenn du sie also von der Scheibe schubsen würdest, würden sie einfach zum Grund sinken. Warum du das aber besser nicht, oder nur ganz, ganz vorsichtig, tun solltest, erklären wir dir später noch.

Planarien erkennen

Hier erkennt man gut die Augenflecken, den Schlund und den Y-förmigen Darm.

Wie schlimm sind Planarien?

Grundsätzlich ist ein Befall der Würmer kein Todesurteil für dein Aquaristik-Projekt. Allerdings fressen Planarien nun einmal gern Eier, frisch gehäutete Zwerggarnelen und Schnecken. Die meisten gesunden Garnelen kommen gegen die Würmer an, aber sollten ohnehin einige deiner Garnelen krank sein, sind sie willkommene Beute für die Tricladida. Weil sie eben auch die Eier fressen, kann es passieren, dass keine Jungtiere mehr nachkommen, sodass deine Population altert und schließlich daran ausstirbt.

Weil sich die Würmer extrem schnell vermehren, besonders wenn genügend Nahrung vorhanden ist, kommt es oft vor, dass sie für den Grund eines Massensterbens gehalten werden. In Wirklichkeit ist die wachsende Anzahl an Planarien oft die Folge des Massensterbens. Welcher Grund wirklich dahinterstecken könnte, dass deine Zwerggarnelen sterben, kannst du in unserem Ratgeber dazu nachlesen.

Zusammenfassend: Planarien sind nicht das sofortige Todesurteil, doch du solltest versuchen, den Befall wieder loszuwerden. Und wie? Das erklären wir jetzt.

Planarien bekämpfen

Um einen Befall komplett loszuwerden, braucht es oft die wirklich harten Keulen. Dabei meinen wir nicht unbedingt die fetten chemischen Mittel, für die es ein Rezept vom Tierarzt braucht, sondern die Behandlungen, die wirklich viel Aufwand für einen möglichen Erfolg bedeuten. Dann gibt es noch die Maßnahmen, die die Population kleinhalten oder verringern, aber eben nicht ganz ausmerzen können. Vielleicht reicht das in deinem Fall aus. Selbst wenn nicht, sind diese Maßnahmen oft ein erster guter Schritt, bevor es an die eigentlichen Keulen geht.

Population eindämmen

Einige versuchen, die Planarien von Hand aus dem Aquarium zu sammeln. Davon würden wir eher abraten. Zum einen verstecken sich die Würmer gern im Boden, sodass du sie kaum in großen Massen finden wirst. Zum anderen sind Planarien kleine biologische Wunder. Warum das? Weil sie so viele Stammzellen besitzen, dass sie sich aus kleinsten Teilen neu bilden können. Wenn du also bei dem Versuch, sie aus dem Aquarium zu fischen, aus Versehen Würmer zerquetschst, hast du bald ein halbes Dutzend Würmer mehr.

Stattdessen solltest du Planarienfallen platzieren. Diese kannst du mit extra Ködern befüllen, aber auch rohes, ungewürztes Hähnchenfleisch oder gefrorene Mückenlarven locken die Würmer quasi unwiderstehlich an. Am besten platzierst du sie abends und holst sie morgens gefüllt wieder aus dem Aquarium. So rottet das Fleisch nicht, außerdem begeben sich die Plattwürmer mit Vorliebe im Dunkeln auf Futtersuche.

Zu ihrem Glück schmecken die Plattwürmer gar nicht gut, das heißt, sie haben nur wenige natürliche Fressfeinde, die du einsetzen könntest. Nur die Scherengarnele tut sich an ihnen gütlich, doch die ist leider auch hinter Zwerggarnelen her. Dementsprechend müsstest du deine Garnelen in ein sicheres Becken packen, während die Scherengarnele ihre Arbeit tut und da diese die Population auch nur in Schach hält, ist hiermit niemandem langfristig geholfen.

Bekämpfung mit Säure

Vielleicht reicht es aber, um die Population vor dem vernichtenden Schlag kleinzuhalten. Dafür braucht es nicht unbedingt die rezeptpflichtigen Mittel Flubenol oder Panacur. Zu diesen kommen wir gleich noch einmal.

Stattdessen kannst du es mit Säure versuchen. Das klingt jetzt erstmal nicht unbedingt nach Hausmittel, aber die gute, alte Zitronensäure könnte schon reichen, denn bei einem pH-Wert unter vier lösen sich die Planarien einfach auf.

Natürlich ist ein so saurer pH-Wert auch nicht gut für die anderen Bewohner deines Aquariums, deshalb musst du jetzt tricksen. Setze deine tierischen Aquarienbewohner in ein sauberes Becken und füge dem befallenen Aquarium die Säure zu. Lasse deinen Filter weiterlaufen und stochere auch den Bodengrund gut durch, denn, wie gesagt, hier verkriecht sich oft der Großteil des Befalls. Nach einer Stunde führst du einen kompletten Wasserwechsel durch und saugst den Boden mit einem Mulmsauger gut ab. Deine Garnelen können nun erst einmal zurück ins Becken, Schnecken dagegen sollten eine Weile in Quarantäne bleiben, da ihre Panzer als Unterschlupf für die Plattwürmer dienen können. Mehr zu der Quarantäne später.

Nach etwa zwei Wochen musst du diese Säure-Attacke auf dein Aquarium wiederholen. Warum genau zwei Wochen? Planarien pflanzen sich nicht nur durch Teilung fort, sondern legen auch Eier. Diese Eier überleben kochendes Wasser, Temperaturen bis zu – 20 °C und sogar chemische (oder säurehaltige) Mittel. Das heißt, die einzige Möglichkeit ist, zu warten, bis die Würmer schlüpfen und sie dann wieder abzutöten. Bei Zimmertemperatur braucht es etwa 10 Tage, bis die Würmer schlüpfen. Nach 14 Tagen sind also definitiv die Eier geschlüpft, aber die Tiere sind noch nicht geschlechtsreif, konnten also noch keine neuen Eier legen.

Wenn du die Säurebehandlung jetzt noch einmal wiederholt hast, solltest du die Plage erst einmal los sein. Vorausgesetzt, deine Schnecken schleppen sie nicht wieder ein. Deshalb sprechen wir nun kurz über die Quarantäne für Schnecken.

Schnecken als Überträger

Wie stellst du sicher, dass deine Schnecken keine Würmer mit in das frisch gereinigte Becken schleppen?  Quarantäne heißt hier wenig Spaß für die Schnecken: Das Becken sollte ohne Bodengrund sein, ohne Pflanzen und ohne Filter. So stellst du sicher, dass die Würmer sich nicht verstecken können. Gleichzeitig solltest du wieder regelmäßig Fallen platzieren.

Bleiben die Fallen zwei Wochen lang leer und du kannst keine Würmer im Becken erkennen, dann kannst du deine Schnecken wieder zurück in das eigentliche Becken setzen. Findest du in der Zwischenzeit Würmer, verlängerst du die Quarantäne um weitere 14 Tage.

Flubenol und Panacur

Diese Mittel sind in Deutschland mit gutem Grund verschreibungspflichtig. Da wir ohnehin ein großes Problem mit Resistenzen bei Schädlingen haben, dürfen diese Mittel auf keinen Fall falsch dosiert werden oder ins Abwasser gelangen.

Allerdings sind beide Mittel auch nicht für Aquarien zugelassen, das heißt, es gibt keine offiziellen Dosierungshinweise. Wer mit diesen Mitteln arbeiten will, muss sie sich nicht nur vom Tierarzt verschreiben lassen, sondern sie auch vom Tierarzt für das Aquarium umwidmen lassen.

Am besten fragst du deinen Tierarzt für eine genaue Anleitung und die richtige Dosierung für dein Aquarium. Die Wirkstoffkonzentration sollte bei Panacur bei 0,5 bis 1 mg pro 1 Liter Aquariumswasser liegen. Dieser Wirkstoff ist Fenbendazol. Bei Flubenol heißt der Wirkstoff Flubendazol und die Konzentration sollte bei etwa 0,1 ml pro 1 Liter Aquariumswasser liegen.

Lass dich von deinem Tierarzt beraten, in welchen Abständen du das Mittel eingibst und mach dich darauf gefasst, dass deine Schnecken den Einsatz nicht überleben werden. Panacur verschont einige Schneckenarten, darunter Turmdeckelschnecken und Posthornschnecken, bei Flubenol hingegen solltest du alle Schnecken vorher in Sicherheit bringen.

Planarien vorbeugen

Wenn du die Plattwürmer einmal losgeworden bist, willst du sie vermutlich so schnell nicht wieder. Wie kannst du also von vornherein vermeiden, dass du sie dir einschleppst?

Oft kommen die Würmer über Pflanzen in dein Aquarium. Auch Dekorationen aus natürlichen Gewässern oder Schnecken können sie mitbringen. All diesen Wegen kannst du aber einen Riegel vorschieben.

Pflanzen zum Beispiel kannst du etwa eine Minute in stark sprudelndes Wasser mit Kohlensäure eintauchen, die üblichen 14 Tage in Quarantäne setzen und dann noch einmal eintauchen und abspülen, bevor du sie in dein Aquarium setzt. So tötest du alle Planarien, die sich hier versteckt hatten, oder Eier, die anklebten, ab.

Alternativ kannst du In-Vitro-Pflanzen kaufen. Diese werden in steriler Umgebung gezüchtet und sind deshalb garantiert frei von Schädlingen.

Dekorationen können ebenfalls mit der Sprudelwasser-Methode behandelt werden. Bei neuen Lebewesen in deinem Aquarium solltest du möglichst dem Züchter vertrauen, gerade Schnecken sind ein großes Risiko was die Würmer angeht, doch auch Garnelen und Fische können Eier mit sich schleppen. Hier hilft natürlich kein Sprudelwasser. Stattdessen solltest du über ein Quarantäne-Becken nachdenken.

Konnten wir all deine Fragen um die Planarien beantworten? Hast du weitere Tipps, die du mit uns teilen willst? Hinterlasse uns gerne einen Kommentar!

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2 Kommentare

  1. Elisabeth Riemer

    Hallo,
    Wie haben ein 54l Becken mit Zwerggarnelen und einem Floridakrebs.
    Das Aquarium wurde vor etwas mehr als einem Jahr neu gekauft, mit komplett neuer Einrichtung da in dem alten Becken Planarien waren,und nach der Einlaufzeit mit Zwerggarnelen und einem Floridakrebs besetzt. Ein paar Schnecken haben wir nach einer Quarantänezeit mit eingesetzt.
    Seitdem sind keine neu gekauften Pflanzen oder sonstige Einrichtungsgegenstände dazu gekommen.
    Vor zwei Tagen haben wir festgestellt das wir Planarien im Becken haben.
    Kann es wirklich sein das eine Schnecke die Eier mitgebracht hat und das es mehr als ein Jahr dauert bis sich Planarien entwickeln.
    Wir wissen nicht wo sie sonst hergekommen sein könnten.
    Vielen Dank
    E. RIEMER

    Antworten
    • Steffen Rust

      Das ist so schwierig zu beantworten. Der Umstand, dass Eier im Wasser über ein Jahr brauchen bis sie schlüpfen, wäre für uns neu. Aber, dass sie sich im Mantelgewebe der Schnecken verstecken ist denkbar. Laut deiner Aussage wahrscheinlich auch der einzige Weg, wie sie wiedergekommen sind. LG

      Antworten

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