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Schwarzwasser Aquarium

von | 5. Okt, 2022

Ein Schwarzwasser Aquarium klingt erst einmal nicht nach einem besonders spannenden Projekt. Was kann man in so einem Aquarium denn sehen? Ist das nicht einfach nur schmutziges Wasser? Welche Lebewesen fühlen sich denn hier wohl? Die Antwort: einige! Denn ein Schwarzwasser Aquarium ist keineswegs einfach ein dreckiges Aquarium. Nein, bei Schwarzwasser handelt es sich um Wasser, welches sich durch besondere Inhaltsstoffe und Werte auszeichnet und einen ganz hervorragenden Lebensraum für bestimmte Tiere bildet.

Was ist ein Schwarzwasser Aquarium?

Schwarzwasser ist der Begriff für Aquariumswasser, dass die Farbe von schwarzem Tee hat, also eine bernsteinfarbene Tönung. In der Natur gibt es viele solche Schwarzgewässer, unter anderem in Asien und Australien. Die meisten denken bei Schwarzgewässern aber an Südamerika. Die Färbung entsteht in solchen Gewässern durch Tannine, Huminsäuren, Flavonoiden und Saponinen aus pflanzlichem Material, also Wurzeln, Laub oder Zapfen. Wichtig ist, dass es sich tatsächlich um eine Färbung des Wassers handelt. Es ist also nicht trüb aufgrund von Schwebeteilchen, sondern gefärbt. Die Stoffe aus dem pflanzlichen Material sondern außerdem Säuren ab. So bleibt der pH-Wert in Schwarzwasser Aquarien sehr niedrig. Er liegt meist zwiscehn 3,5 und 5,5. Das unterscheidet sich drastisch von „normalen“ Aquarien, deren pH-Wert meist zwischen 6,5 und 7,6 liegt. Neben der hohen Säure ist wichtig zu sagen, dass Schwarzwasser extrem weich ist und eine sehr geringe Leitfähigkeit hat. Der Mikrosiemens-Wert, der bei normalem Trinkwasser etwa bei 100 liegt, liegt bei Schwarzwasser nur etwa bei 10 bis 15.

Schwarzwasser ist also ganz natürlich und ein Lebensraum für viele Organismen. Aber für welche Organismen genau?

Welche Fische im Schwarzwasser Aquarium?

Damit deine Fische oder Wirbellosen lange und glücklich leben, solltest du versuchen, ihren natürlichen Lebensraum nachzuahmen. Schwarzwasser ist natürliche Heimat für einige südamerikanische Salmler, doch du kannst auch rote oder blaue Neons, sowie Schokoguramis in einem Schwarzwasser Aquarium halten.

Allerdings ist dir vielleicht schon aufgefallen, dass man diese Arten auch in ganz „normalen“ Süßwasseraquarien halten kann. Warum ist das so? Forschungen sind sich mittlerweile einig, dass Fische, die im Schwarzwasser leben, nicht dort leben, weil es ihnen dort am besten geht. Sie leben dort, weil andere, also Fressfeinde oder Jäger, dort nicht leben können. Sie nutzen ihre Anpassungsfähigkeit und leben in Gewässern, die für andere Fische zu sauer und zu weich ist.

Du kannst dein Schwarzwasser Aquarium also mit solchen Fischen besetzen, wenn du eines haben willst. Die Fische brauchen aber nicht unbedingt ein solches Becken.

Bei einigen Arten kann es sein, dass sie auch in anderem Wasser zufrieden alt werden, allerdings nur in Schwarzwasser laichen. Das ist allerdings selten.

Warum Schwarzwasser?

Wenn Fische das Wasser gar nicht unbedingt brauchen, warum solltest du dann ein Schwarzwasser Aquarium aufbauen? Die Einlaufphase ist bei solchen Becken zum Beispiel um einiges kürzer. Außerdem sorgt die Färbung des Wassers für weniger Licht im Wasser. Das vermindert Algenwachstum, während einige Pflanzen auch in diesem Wasser schön wachsen können.

Zuletzt sorgt der niedrige pH-Wert dafür, dass Bakterien sich in Schwarzwasser kaum bis gar nicht vermehren können. Die Vorteile zusammengefasst sind also eine kürzere Einfahrphase und ein geringeres Risiko für Bakterien- oder Algenblüte.

Schwarzwasser selber machen

Wenn du ein solches Aquarium pflegen möchtest, dann hast du die Möglichkeit, Schwarzwasser selber zu machen. Dabei führen nicht alle der oft aufgeführten Wege zu einem dauerhaft stabilen Becken. pH-Senker oder Karbonatreduzierer drücken die Werte kurzfristig. Einige Mittel lassen die bernsteinartige Farbe entstehen, andere Mittel bringen auf Salzsäurebasis kurzfristig die Wasserwerte auf „Schwarzwasserwerte“. All das bringt dir jedoch kein dauerhaftes Gleichgewicht und kann schädlich für deine Fische sein. Stattdessen kannst du solches Wasser mit natürlichen Mitteln herstellen.

Laub, Äste und Zapfen für Schwarzwasser

Wenn man mit natürlichen Produkten, wie Laub, Zapfen und Ästen, Schwarzwasser herstellt, macht man sich die Mazeration zunutze. So nennt man den Vorgang, wenn die Oberfläche eines Stoffs durch die Umgebung angegriffen bzw. zersetzt wird.

Hierbei weichst du Laub, Erlenzapfen oder Äste in aufgefangenem Regenwasser oder Osmosewasser ein. Das Regenwasser darf dabei nicht vorher durch eine Rinne oder über eine Oberfläche gelaufen sein, deshalb ist es meist einfacher, an ausreichend Osmosewasser zu kommen. Man gibt dann gut getrocknetes Laub und trockene Zapfen in das Wasser und lässt sie vier bis sechs Wochen lang ziehen. Dieses Wasser ist dann dein Schwarzwasser für das Aquarium.

Da es Wochen dauert, bis das Wasser so die richtigen Werte hat, musst du deine Wasserwechsel immer gut planen.

Damit du keine Schadstoffe oder unvorhersehbare Parameter-Schwankungen hast, solltest du dich an bestimmte Laub-Sorten halten. Hierfür eignen sich Kastanie, Eiche, Rotbuche oder Walnuss. Auch Seemandelbaumblätter bieten sich an. Willst du Äste nutzen, müssen diese ebenfalls getrocknet sein. Außerdem befreist du sie von all der lockeren Rinde, Knospen, Astlöchern und weiteren möglichen Fäulnisquellen. Zuletzt badest du sie für einen Tag in Salzwasser und spülst sie gründlich ab, ehe du sie in dein Wasser geben kannst.

Eine Alternative oder aber Ergänzung dazu, das Wasser so vorzubereiten, ist es, die Äste oder Blätter direkt ins Becken zu geben. Mangrovenwurzeln, Moorkienwurzeln und Äste kann man als Gestaltungselement nutzen. Gleichzeitig färben sie das Wasser auf natürliche Weise und geben ihre Gerbstoffe und Huminsäuren ab.

Achtung, wenn du dein Schwarzwasser selbst herstellst, kannst du dir Planarien und Larven ins Becken holen. Du kannst vorbeugen, indem du das Laub vor dem Einweichen kurz abbrühst, aber gerade, wenn die Tonnen draußen stehen, kann es trotzdem sein, dass du hinterher einige der Plagegeister im Wasser hast.

Torf zur Herstellung von Schwarzwasser

Alternativ und frei von Plagegeistern ist Torf. Torf ist nicht vollständig zersetze Pflanzensubstanz und der erste Schritt der Inkohlung. Um hieraus Schwarzwasser herzustellen, kannst du entweder Torf mit in deine Filterkammer einsetzen, oder einen daraus abgekochten Sud in dein Becken geben (natürlich erst, wenn der Sud abgekühlt ist).

Achte bei der Verwendung von Torf darauf, dass es sich um ungedüngten Torf handelt. Torf mit Dünger bringt womöglich deine Phosphat- oder Nitratwerte ganz durcheinander. Wenn du das beachtest, kannst du Torf auch im Bodengrund mit verwenden. Ein letzter Hinweis zu Torf: Hier solltest du unbedingt Osmosewasser verwenden, Regenwasser kann noch eine zu große Karbonathärte aufweisen.

Beckengestaltung für ein Schwarzwasser Aquarium

Abgesehen davon, wie du ein Schwarzwasser Aquarium herstellst und welche Fische hineingehen, solltest du dich mit der Gestaltung und Technik dafür auseinandersetzen. Als Bodengrund eignet sich dunkler Sand. Einige Pflanzen kommen sehr gut mit dem geringeren Licht klar, das durch die Färbung entsteht. Schwimmpflanzen, die an der Oberfläche entlangtreiben, sind gut geeignet, aber auch Sumpfpflanzen, die in ihrer natürlichen Heimat unter ähnlichen Bedingungen wachsen, gedeihen in deinem Schwarzwasser Aquarium.

Bei der Beleuchtung kann man sich an ganz normale Aquarienbeleuchtung halten. Um die Lichtarmut in Schwarzgewässern zu imitieren, bieten sich wieder Schwimmpflanzen an. Wenn jetzt doch an einigen Stellen mal die künstliche Sonne durch das Pflanzenwerk scheint, sieht das im Becken richtig schön aus.

Natürlich solltest du für deinen Besatz für Verstecke sorgen. Die eben angesprochenen Wurzeln und Äste bieten sich hier an. So sind sie nicht nur gut für deine Wasserwerte, sondern sehen auch noch schick aus.

Dein Filter muss perfekt auf dein Becken eingestellt sein. In natürlichen Schwarzgewässern ist die Strömung gering, doch für dein Aquarium muss der Filter einen Durchfluss haben, der alle Schwebeteilchen aufnehmen kann. Ein Außenfilter mit großem Filtervolumen hilft dir hier weiter. Denk daran, die Finger von Aktivkohle zu lassen, sonst wäre all dein natürliches Einfärben für die Katz gewesen. Stattdessen kannst du, wie eben erklärt, über Torf filtern.

Dann kann es mit deinem Schwarzwasser Aquarium auch schon losgehen!

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